Über das Gehen
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Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt.
Überfeine und unfeine Leute mögen ihre Glossemen darüber machen nach
Belieben; ... Ich halte den Gang für das Ehrenvolleste und selbständigste in dem
Manne und bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge.
Man kann fast überall bloß deswegen nicht recht auf die Beine kommen und auf
den Beinen bleiben, weil man zuviel fährt. Wer zuviel in dem Wagen sitzt, mit dem kann
es nicht ordentlich gehen. ... Wo alles zuviel fährt, geht alles sehr schlecht; man sehe
sich nur um. Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der
ursprünglichen Humanität entfernt. Man kann niemand mehr fest und rein ins
Angesicht sehen, wie man soll: man tut notwendig zuviel oder zuwenig. Fahren zeigt Ohnmacht,
Gehen Kraft.
Johann Gottfried Seume: Mein Sommer 1805